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SM: Liebe Sonee. Wie schön, dass du hier bist. Ich bin mega neugierig auf deine Geschichte, denn wir haben uns vor zwei Jahren kennengelernt und da hast du mir schon ein bisschen erzählt über das, was du vorhast. Du führst ja gerade ein recht bewegtes Leben…

Sonee: Ja, also ich bin gerade innerhalb von Deutschland umgezogen, habe hier in der Nähe von Leipzig einen Hof für Hunde gekauft. Ich bin seit ungefähr elf Jahren haupt­beruflich Hunde­trainerin und spezialisiert auf proble­matische Hunde. Das ist das, was mich erfüllt, das ist das, was ich als meine Berufung empfinde und ich glaube, das war im Grunde schon von Anfang an klar.

Und doch habe ich zuerst das gemacht, was meine Eltern mir gesagt haben, was ich machen soll. Das heißt, ich habe etwas gelernt, was mich nicht so stark entfacht hat, wie das Hundethema. Nach meinem Studium habe ich in der Sport­artikel­branche gearbeitet und habe aber nach ein paar Jahren festgestellt, dass mich das nicht erfüllte und dass mir der Sinn in meinem Beruf fehlte. Deshalb habe ich dann einfach eine berufs­begleitende Ausbildung als Hundetrainerin angefangen und nicht zuletzt war es mein eigener schwieriger Hund, der mich da hingeführt hat, weil ich mir Hilfe holen wollte und es gar nicht so einfach war, jemanden zu finden.

SM: Du hast ein stabiles Leben gehabt, du hattest ein Einkommen, einen Beruf. Wie war dann dieser Switch, zu sagen, ich mache jetzt etwas Neues. Ich kann mir vorstellen, dass sich das viele gar nicht trauen, auch wenn sie unzufrieden sind.

Sonee: Für mich ist so ein gewisser Druck entstanden, weil ich anfing, krank zu werden. Ich habe die Firma, in der ich gearbeitet habe, wirklich gemocht und doch hat mein Körper alle möglichen Symptome gezeigt. Ich bin von Arzt zu Arzt, niemand hat etwas gefunden und dann war irgendwann klar, das ist psychosomatisch. Ich hatte dann so eine „Zufallsbegegnung“ mit meinem damaligen Hundetrainer-Ausbilder. Wir haben uns auf einer Veranstaltung in der Pause miteinander unterhalten und in dem Moment kam dieser Impuls, dem ich einfach folgte. Ich habe dann gefragt: „Kannst du dir vorstellen, dass ich für euch arbeite?“. Und er hat „Ja“ gesagt. Dann habe ich einen Tag später gekündigt und war total unter Schock, weil ich eigentlich noch gar nicht fertig war mit meiner Trainer-Ausbildung. Er hatte nur gesagt: „Ich kann dir nichts versprechen, weil unser Team eigentlich voll besetzt ist. Aber du kannst kommen und es versuchen.“ Und trotzdem konnte ich nicht anders. Ich musste es machen und es war einer dieser Momente, wo ich einfach so krass geführt war und mir so dankbar bin, dass ich diesem Impuls dann auch gefolgt bin.

SM: Was hat dein Umfeld dazu gesagt? Also ich kann mir vorstellen, Mutter, Vater, deine Freunde, die reagieren bestimmt heftig, wenn jemand von heute auf morgen sagt, ich springe jetzt in etwas Neues und wechsle meinen Beruf, mein Einkommen und meinen Wohnsitz.

Sonee: In der Firma, wo ich war, haben die Leute eher gedacht, dass ich spinne. Vielleicht haben sie es auch ein bisschen belächelt. Ich habe später mal eine ehemalige Kollegin wiedergetroffen und die hat mir dann aber was anderes erzählt. Sie meinte, dass sie diesen Schritt total bewundert und mich beneidet hat, darum, dass ich genau wusste, was ich eigentlich will. Meine Eltern hat das sehr schockiert. Für sie – mein Vater kommt aus einem Dritte-Welt-Land – war es immer super wichtig, dass wir Kinder gute Leistungen bringen und Karriere machen. Und für die war das so ein heftiges Ereignis, dass sie erstmal den Kontakt zu mir abgebrochen haben. Wir haben, glaube ich, zwei Jahre nicht miteinander gesprochen und ja es war nicht immer so einfach, aber ich würde es trotzdem immer wieder so machen, und es ist jetzt so interessant, dass mein Vater jetzt an dem Punkt, an dem ich jetzt stehe, dass er inzwischen so stolz auf mich ist, was ich geschafft habe – auch wenn er immer noch nicht versteht, was ich eigentlich genau tue. 

SM: Wenn du diesen heftigen Sprung mal reflektierst. Was hat dir dabei geholfen? Was hat dich angetrieben?

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